Im letzten Monat waren die Spekulationen darüber heiß, dass Apple Pay noch im September kommt. Eine heiß ersehnte Neuigkeit für die Fangemeinde, die vorabendlich vor einer Filiale übernachten um das neueste überteuerte iphone zu ergattern? Sicherlich: Die oft kaum nachvollziehbare Markentreue der Apple-Gemeinde wird ein wichtiges Pfund sein, das Apple mit seinem Bezahlsystem in den heiß umkämpften Markt werfen kann. Zugleich kann Apple auch mit den faktischen „Zwangsregistrierungen“ in Apple Store und Co pfunden.
Wer braucht denn noch ein Bezahlsystem?
Für das Jahr 2017 hat der Handelsverband Deutschland (HDE) einen Umsatz von fast 493 Milliarden Euro im Einzelhandel prognostiziert. Zwischenzeitlich hat der Einzelhandel seine Terminals mit NFC-Technologie aufgerüstet. Zum Ende des Jahres 2016 konnten nach Erhebung des EHI 60 Prozent der großen Handelsunternehmen in Deutschland kontaktlose Zahlungen annehmen und damit auch NFC-basierte Zahlungen mit dem Mobiltelefon. Zudem prognostizieren die deutschen Mobilfunkanbieter laut der Untersuchung, dass in zwei Jahren mehr als 50 Prozent aller Smartphones im Markt NFC-fähig sein werden.
Was ist NFC?
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Wird die Rechnung ohne den Nutzer gemacht?
An diesem riesigen Geschäft wollen selbstverständlich Google, Microsoft und Apple dabei sein. Alle drei können mit einer riesigen (mehr oder minder abgenötigten) Kundendatenbasis punkten. Dies senkt die Eintrittsschwelle in die Nutzung durch die Konsumenten erheblich. Noch besteht eine erhebliche Scheu mit dem Handy zu bezahlen. Eine pwc-Studie zum Thema Mobiles Bezahlen aus 2016 ergab, dass 70% noch nicht Handy dafür einsetzen. Dies verwundert auch nicht: Alle bisherigen Dienste verlangen eine Anmeldung, Zahlender wie Zahlungsempfänger müssen beim Anbieter registriert sein und ein Konto oder eine Kreditkarte registriert haben. Zusätzliche Hürden: Installation der App, Registrierung eines Benutzerkontos, möglicherweise Identitätsnachweis per Post-Ident oder die Übergabe von Kreditkartendaten an einen Anbieter. Es fehlt daher eine komfortable Alternativen zur Zahlung mit Bargeld, Kredit- oder EC-Karte. Und es gibt noch keine Sicherheit, dass Restaurant, Laden oder Transportdienst das gleiche System nutzt.
Was bieten Apple Pay und Co?
Es wäre daher strategisch zu kurz gesprungen, wenn die Anbieter lediglich mobile Zahlfunktionen im Visier hätten, auch wenn die die erste Voraussetzung ist. Bei Apple wurden iphone, ipad, imac wie auch die Apple Watch technologisch hierfür ausgerüstet. Mit der Wallet App und Apple Pay sind Kredit- und Debitkarten, Kunden- oder Bonuskarten direkt auf dem Gerät gespeichert und kommuniziert zur Bezahlung mit dem NFC-Terminal an der Kasse. Die Möglichkeiten gehen aber weiter: Mit einer App für Smartphone-Systeme ist es problemlos möglich, Geld zu überweisen, wie auch als „virtuelles“ Bargeld von Hand zu Hand zu ermöglichen. Auch Schnellregistrierungen, Zugangscodes etc. können damit eingerichtet werden.
Auch Kundenkartensysteme sind im Visier von Apple. Die Kundenkarte teilnehmender Geschäfte können bei Apple Pay in die Wallet hinzugefügt werden und der Kunde sich die Kundenvorteile sichern oder geltend machen. Wallet (früher Passbook) ist ein Programm von Apple, mit dem Gutscheine, Bordkarten und Anderes virtuell gespeichert werden kann. Mit iPhone, iPad und der Apple Watch kann auch online mit Apple Pay bezahlen werden. Apple Pay wird hier – wie z.B. paypal, wenn Ihnen Apple Pay als Zahlungsoption angezeigt.
Fazit
Die Verbindung von Online-Bezahlsystemen mit Offline-Bezahlsystemen auf NFC-Basis, wie Apple & Co dies weltweit ausrollen wird dem Markt der Zahlungssysteme erneut kräftig durchrütteln. Kleinere Anbieter werden verschwinden. Händler können bequem das neue Potential nutzen. Dabei machen es Apple und Google min den Konditionen es zusätzlich für Händler attraktiv. Der intelligente Mix schon vorhandener Technologien, angereichert mit komfortabler Nutzerführung, ist das Kerngeschäft von Apple. Insofern ist eine gute Akzeptanz erwartbar. Bereits ein Jahr nach dem Marktstart von Apple Pay wurden im Kreditkartenland USA rund ein Prozent aller Lebensmitteleinkäufe über das Apple-Bezahlsystem abgewickelt werden, Tendenz steigend. In den wichtigsten Märkten ist Apple Pay schon präsent, wie die Übersicht zeigt. In Deutschland behindert die Einführung, wie man hört, nicht die Technologie, sondern die Vielzahl der Banken, mit denen jeweils komplizierte Verträge geschlossen werden müssen.