Monatsarchiv 24. November 2017

Sie haben eine miese Internet-Seite!

deprimierend

So offen würden es Ihnen die wenigsten sagen, aber viele Seiten sind nicht gut geraten. „Nicht gut“ meint nicht unbedingt Ihr Design. Ihre Seiten können schön und modern designed und trotzdem mies sein. In vielen Seiten stecken Kardinalfehler. Mit diesem Beitrag können Sie selbst prüfen, ob Sie sich auch solche Kardinalfehler leisten.

  1. Nonkonformismus ist Ihr Gestaltungsprinzip?

Natürlich wollen Sie unbedingt eine originelle, auffallende Seite. Sie soll sich schließlich von der Konkurrenz kreativ abheben und diese erblassen lassen. Die Agentur darf sich kreativ austoben. Wenn dann Ihre Suche erst mit Mühe gefunden wird und Links nicht als Links erkannt werden , dann haben Sie das Spiel schon verloren und mag Ihre Seite noch so schick und hipp sein. „Gibt es denn Standards im Internet“, werden Sie sich fragen, da macht doch ohnehin jeder was er will. Auch wenn die Standards nicht als fixe Norm vorliegen, so existieren diese dennoch. Der Verbraucher hat diese gelernt. Die Suche erwartet er mittig und oben, den Warenkorb rechts und die Navigation links oder oben. Strg & C muss ein Kopieren ermöglichen und der Klick auf das Logo geht zur Home. Das Problem mit den Site-Standards ist, dass sich diese Normierungen erst durch das Studium verschiedener Test und Studien ergeben. Natürlich kann man sich an führender Seiten halten, aber auch dort ist dies auch nicht immer gewährleistet. Gerade große Hersteller, wie z.B. Microsoft lassen sich in Sachen Usability oft Kopfgeburten einfallen, die Bewährtes verschlimmbessern. In der Regel sind es nur wenige Handhabungen die die Benutzer in Ihren Computeralltag fest integriert haben. Beobachten Sie selbst mal Ihre Umgebung.

Regel Nr. 1 für eine gute Seite lautet also: Beachte Standards, Standards, Standards.

  1. Sie rechnen mit der Geduld der Besucher?

Das Internet ist nicht der Ort, um die Geduld vom Menschen zu testen. Ihre Besucher wollen hier und jetzt sofort das Erwartete haben. Das Erwartete sind Ihre Kernprodukte, Leistungsversprechen und Ihre Markenbotschaft. Also alles wofür Sie stehen und warum diese Ihre Seite aufgerufen haben. Dies muss „ins Auge stechen“. Erwarten Sie nicht, dass die Besucher danach suchen. Ihr Leistungsversprechen muss klar und deutlich als Hauptüberschrift für Sie stehen und zwar im ersten sichtbaren Teil der Seite, der ohne scrollen zu sehen ist. Ihre Besucher müssen dies innerlich sofort bejahen können.

Regel Nr. 2: Begrüßen Sie den Besucher groß und deutlich mit einem klarem Leistungsversprechen bzw. Ihrer Kernbotschaft. In Subüberschriften erklären und Konkretisieren das Versprechen und stellen die Alleinstellungsmerkmale heraus. Werten Sie das Ganze durch vertrauensbildende Maßnahmen auf: Probenutzungen, Zahlen, Preise, Umfragen. Formulieren Sie als Call to Action im oberen sichtbaren Bereich eine klare Handlungsaufforderung, die Sie hier und jetzt vom Kunden wünschen..

  1. Sie neigen zur Scheindarstellung, zum Geschwafel und zu unpersönlichem Inhalt?

Trotz vieler gestalterisch schöner Seiten, leiden viele Seiten unter diesem Übel. Diese Seiten sprechen nicht die Sprache des Kunden und sie sprechen auch nicht mit dem  Kunden. Die Ansprache ist nebulös, schwammig und ohne Klarheit. Gerne werden wolkenreich Begriffe wie „Mission“, „Vision“, „Weltklasse“ oder „Superior Service“ phrasenreich ausgeschmückt. Denken Sie an Seiten mit inhaltslosen Texten, die so aufgeschäumt sind. Machen Sie Ihr Gedankenexperiment und stellen Sie sich vor, Sie müssten der vorbeiziehenden Menschenmenge erklären, warum diese bei Ihnen am Stand verweilen sollen. Was sagen Sie der Menge? Sie können beispielsweise erklären, was die Konkurrenz falsch und Sie anders machen.

Regel 3: Kommunizieren Sie zum Besucher was diese interessiert, nicht was Sie schon gerne mal erzählen wollten. Bevor Sie sich als innovatives Unternehmen mit Qualitätsoffensive und excellentem Service outen, fragen Sie sich vorher, ob dies ihre Kunden wirklich interessiert, was genau daran die Kunden interessiert und wie Sie solche Eigenschaften glaubhaft darstellen können. Gibt Auszeichnungen, Zertifikate, Tests, Lieferantenanforderungen, Mitarbeiterumfragen, Stiftungen, Sponsoring, Stipendien, White Papers etc. die dies belegen? Sprechen Sie den Besucher mit einem glaubhaften, persönlichen Statement an, dass Sie sich für ihn interessieren. Wenn Sie es wirklich gut machen wollen, engagieren Sie sich einen Profi für Ihre Texte.

  1. Feedbacks sind Ihnen nicht wirklich wichtig?

Feedbacks nicht zu ignorieren heißt, diese systematisch einholen, auswerten und Konsequenzen hieraus zu überlegen. Natürlich können Sie nicht jeder beiläufigen Meinung in aller Konsequenz folgen. Meist müssen Sie sich die Botschaft aus der Meinung erst erschließen. Ein kritisiertes Icon kann z.B. auch bedeuten, dass die Platzierung und nicht das Icon selbst beanstandet wird. Feedback werden von Besucher lieber abgegeben, wenn diese nur mit ja oder nein beantwortbar sind. Scheuen Sie sich aber nicht, auch komplexere Fragen zu stellen: Was gefällt Ihren Besuchern, was nicht? Was ist überflüssig? Welche Inhalte sind schwer verständlich? Warum wurde ein Produkt gekauft?

Regel 4: Bemühen Sie sich kreativ um Feedbacks, vor allem dann, wenn die Erfahrung noch frisch ist. Nutzen Sie Tools wie Qualaroo oder GetDrip. Mit Hilfe solcher Tools können Sie individuell auf der Basis von Benutzerinteraktionen die Feedbacks einsteuern, z.B. bei verzweifelten Klicks auf unverlinkte Icons.

  1. Ihre Navigationen ist für Navigatoren geschaffen?

Häufig hat man beim Besuch von Seiten den Eindruck, der Betreiber geht davon aus, dass ein Studium der Site-Map vorausgesetzt wurde. Der Standardfall bei der Internetgestaltung ist leider immer noch, dass zuerst die Seiten ohne Inventarisierung der Inhalte konzipiert werden. Die Folge ist, dass nicht zur Seite passende Inhalte irgendwo reingestopft werden. Es ist so, als würden Sie eine Designerküche kaufen und dann feststellen, dass Sie Töpfe, Gläser und Geschirr nicht sinnvoll systematisch unterbringen können. Vor einem Seitendesign und Navigationskonzept sollten Sie deshalb zuerst eine Content-Inventarisierung durchführen. Damit legen Sie fest, was auf Ihren Seiten unterzubringen ist.

Regel 5: Eine Content-Inventarisierung ist Voraussetzung vor Ihrem Navigationskonzept. Damit legen Sie fest, welche Inhalte wie zusammengehören und können dann den Pfad bestimmen, wo ein Besucher diese erwarten würde und wie er dorthin gelangt. Haben Sie den Pfad zur Information festgelegt, sollten Sie Tests mit Personen durchführen, die Ihre Seite nicht kennen. Die Testseiten müssen nicht aufwändig programmiert sein. Sie können sogar rein in Papierform erfolgen. Prüfen Sie, ob die Testpersonen, die gleichen Schritte vornehmen wie Sie geplant hatten und ziehen Sie Ihre Schlüsse aus dem Ergebnis. Auch diesen Prozess können Sie mit nützlichen Tools, z.B. von UsabilityHub oder User Testing unterstützen

Möchten Sie mehr zu Content-Inventarisierung, User-Tests, Umfragetools, Navigationskonzepte, Internet-Standards und Textoptimierung erfahren? Nehmen Sie Kontakt mit mir auf. Ich erläutere Ihnen gerne, wie damit Ihr Internetauftritt erfolgreicher wird.

Das Jahr hat keine 12 Monate

Jahresplanung Kalender

Zweifel? Dann lesen Sie diesen Beitrag zur Jahresplanung. November, Dezember, die Zeit der Jahresendrallye. Bisher nicht Geschafftes soll noch mit einem letzten Aufbäumen zu Ende gebracht werden, um wenigstens den größten Teil der Vorhaben noch zu schaffen. Die zwei Jahresendmonate sind zugleich die Zeit der Jahresplanungen und die Zeit der traurigen Erkenntnis, dass die heurigen Planungen sich wieder einmal nicht erfüllt haben. Geplante Dinge brauchten doch wieder länger als gewollt.

Nehmen Sie sich Robinson-Tage für Ihre Jahresplanung.

Robinson-Tage sind grundsätzlich für jeden Projektverantwortlichen eine sinnvolle Einrichtung, um abseits der täglichen Informations- und Aufgabenflut komplexe, zusammenhängende Themen zu bearbeiten. Sie bzw. Ihrer Projektverantwortlichen brauchen diese Zeitinseln.  Planen Sie diese fest in Ihrem Terminkalender ein und verteidigen sie diese wie geplante Urlaubstage. Müssen Sie tatsächlich Teile hiervon aufgeben, planen Sie diese sofort wieder ein.

Aus Erfahrungen lernen …

ist eine effektivste und nachhaltige Methode, aber nur, wenn es richtig gemacht wird, wie isralische Forscher feststellten*: Wenn Sie  Erfolge wie Misserfolge reflektieren, lernen Sie mehr daraus als wenn Sie nur über Misserfolge nachdenken. Wenn Sie eine Aufgabe bewältigten, lernen Sie mehr wenn Sie darüber reflektieren, was alles hätte schieflaufen können. Sinnvollerweise beginnt die Jahresplanung mit der Betrachtung der letzten 12 Monate:

  • Welche Projekte haben gut geklappt, was ist nicht so gut gelaufen. Warum?
  • Was hätten wir besser machen können? Was hätte schief gehen können oder wäre beinahne schiefgegangen.
  • Waren die vor 12 Monaten gesteckten Ziele und Prioritäten aus heutiger Sicht noch so wichtig und sinnvoll?
  • Haben Sie sich im Laufe des Jahres vielleicht sogar überholt?
  • Waren sie zu hoch gesteckt oder vielleicht zu niedrig?
  • Waren genügend Puffer eingeplant?

Heute planen, was im April schon überholt sein kann?

In diesem Jahresritual kommt diese berechtigte Frage auf. Kostete die Planung doch einige Ressourcen.  Einige Unternehmen sind schon dazu übergegangen, vollständig auf solche fixen Planungen zu verzichten. In vielen Bereichen sind die Planungen ohnehin überflüssig, wenn stattdessen Leitlinien und sinnvolle Kennzahlenvorgaben ausreichen. Überall da, wo Ihre Vorhaben auf die Planung anderer stößt, können Sie auf eine Jahresplanung nicht verzichten. Versuchen Sie die Jahresplanung nicht als starre To Dos zu betrachten. Sehen Sie die Jahresplanung als Etappenplanung Ihrer langfristigen Unternehmensentwicklung. Welche Projekte zahlen hier besonders auf Ihr Unternehmensziel ein? Welches sind die stützenden Begleitprojekte? Welche stehen außerhalb dieses Fokus und sind nice-to have? Damit stehen Ihre Priorisierungen.

Schätzen Sie mal, wie viele Projektmonate ein Jahr hat.

Sehen Sie genau hin, wie so ein Jahr verläuft. Im Dezember wird getüftelt und geplant.  Ab Mitte Januar sind die Kollegen aus dem Urlaub zurück und die Planung kann abgestimmt werden. Erste Projekte können dann Mitte Februar,  pardon Ende Februar beginnen, denn Karneval und die Faschingsferien fallen dazwischen. Vier Wochen sind dann Luft bis Ostern und ca. ebenso viele Wochen bis zu den Pfingstferien. Danach bestehen ca. 5 Wochen bis zu den großen Ferien, in denen Sie bei der Planung davon ausgehen können, dass immer irgendeine wichtige Person fehlt. Uns so bestehen in der zweiten Jahreshälfte nur noch 8 Wochen bis Sie wieder in der Jahresplanung sind und die zurückgebliebenen Projekte noch bis Jahresende pushen. Nicht vergessen dürfen Sie in Ihrer Planung die wichtigen Ereignisse wie z.B. Messen, die Ihnen leicht und locker 4 Wochen Reservoir kosten können. Haben Sie mitgezählt. Sie haben ungefähr 23 Wochen für Ihre Planungen verfügbar.

Ein Viertel mehr Projektzeit durch einen einfachen Trick!

Schock! Nicht mal ein halbes Jahr für die Projektplanung ist verfügbar? Kein Wunder, wenn Sie 60% Ihrer Projekte trotz guter Planung nicht realisiert werden konnten. Schließen Sie deshalb unbedingt die Planung noch im November ab und verlagern Sie die Abstimmungen in den Dezember! Zur Not unterlassen Sie es ein Projekt och noch im Dezember durchzudrücken. Sie gewinnen hierdurch ca. 6 Wochen mehr für Ihre Projekte, wenn Sie straff sofort im Januar loslegen. Dies sind 26% mehr Projektzeit! Verplanen Sie nur diese rd. 29 Wochen für Ihre Jahresprojekte (inklusive Puffer) und Ihre Planungen werden automatisch realistischer.

Sind Sie unzufrieden mit Ihren Planungen und ihrem Projektmanagement? Ist das Vorgehen unklar? Setzen Sie die richtigen Prios? Fehlt Ihnen die Erfahrung? Wird Trail an Error für Sie zu teuer? Gibt es zu viele Widerstände? Kontaktieren Sie mich. Ich berate und unterstütze Sie gerne.

*) Shmuel Ellis, Rachel Mendel and Merav Aloni-Zohar, The Effect of Accuracy of Performance Evaluation on Learning From Experience: The Moderating Role of After-Event Reviews in Journal of Applied Social Psychology