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Conversionsraten richtig messen und beurteilen

„Wie hoch ist denn Ihre Conversionsrate“, höre ich oft als Gesprächspunkt bei Konferenzen. „Ja, die ist erstaunlich gut bei 3,5%. Ja wirklich gut, unsere liegt nur bei 0,75%“. Es liegt auf der Hand: Mit 3,5% ist Person A erfolgreicher als Person B mit 0,75%. Aber ist das so?

Was ist denn eine Conversion genau?

Die Umwandlungsrate ist ein Messwert, der misst welcher Anteil an gewünschten Handlungen eine Aktion bezogen auf eine umrissene Kontaktgruppe hin auslöst. Die Conversion muss nicht zwingend ein Kauf sein. Conversionsziele können auch Newsletteranmeldungen, Umfrageteilnahmen …. sein. Die Umwandlungsrate ist also eine Messung der Zielerreichung.

Ziel = Erfolg

Wir assoziieren unbewusst immer Zielerreichung mit Erfolg. Dies ist nicht richtig. Sie starten eine Kampagne und wollen 10 Bestellungen generieren. Ergebnisse der Kampagne waren 0 Bestellungen aber 3 Testanforderungen und 14 Prospektanforderungen. Würden Sie dies als Kampagne ohne Erfolg bezeichnen? Nein, denn die Kampagne hatte durchaus wünschenswerte Erfolge in Form von offensichtlichen Kundeninteresse. Hüten Sie sich daher von eine zu weiten Interpretation des Messwerts Conversion. Die einzig zulässige Aussage ist in diesem Fall, dass die angesprochene Gruppe auf diese Kampagnenform mit dem Kampagneninhalt zu diesem Zeitpunkt ohne Bestellung reagiert hat.

Beachten Sie die Conversionsschritte

„Jetzt klicken und am Gewinnspiel sofort teilnehmen“ lautet das To Do ihrer Werbeaktion. 23% haben hierauf reagiert. Ihre anderen Kaufmailings haben nur 2% Umwandlungen. Mailing eignet sich nicht für Verkaufsaktionen, so ihr persönliches Fazit. Stimmt dies oder vergleichen Sie Äpfel mit Birnen? Bei Ihrem Gewinnspiel gibt es eigentlich nur einen Conversionsschritt, nämlich klicken und dadurch automatisch teilnehmen. Sie haben hier eine 1:1-Beziehung zwischen Thema und Handlung. Die Menge Ihrer Conversionskiller bleibt überschaubar: Falsche Ansprache, versteckter Button, nicht funktionierender Link. Im zweiten Beispiel, nämlich der Verkaufsaktion, haben Sie eine 1:n-Beziehung vor sich. Der Empfänger muss im Mailing klicken, die Landingpage muss ordentlich funktionieren, der Kunde wird dann umfassend auf der Produktseite informiert und motiviert, er muss das Produkt in den Warenkorb legen, die Anmeldung darf nicht zu lästig sein und die Zahlungsbedingungen müssen stimmen und der Prozess muss ordentlich und zügig inklusive Bestellbestätigung abschließbar sein. An jedem Punkt dieser Customer Journey kann Ihr Conversionsziel scheitern und zwar auch an Faktoren, die überhaupt nichts mit Ihren ursprünglichen Einflussfaktoren zu tun haben. Denn auch hier sind Ihre direkten Einflüsse begrenzt auf: richtig Ansprache, leicht auffindbarer Button und funktionierender Link. Sie messen aber die gesamte Conversion an dieser Kette. D.h., mindestens weitere 50 Einflussfaktoren der Journey blenden Sie aus und tun bei der Conversionsbetrachtung so, als könnten Sie den gesamten Erfolg an Ihren 3 Ausgangsfaktoren messen.

Betrachten Sie die Conversion in Einzelschritten.

„Warum messen Sie eigentlich die Conversion?“ Wenn Sie jetzt antworten: „Um den Erfolg zu messen“, sollten Sie nochmals zurück auf Abschnitt 2 gehen. Sie messen die Conversion letztlich deshalb, um Erkenntnisse über die Einflussfaktoren zu bekommen. Ist es egal, wann ich meinen Newsletter versende? Ist der graue Button auffällig genug und richtig platziert? Stimmt der call to action? Wenn Sie aber eine 1:n-Conversionsstrecke vor sich haben, wie wollen Sie dann ihre Einflussfaktoren beurteilen? In diesem Fall können Sie auch würfeln. Insofern – so behaupte ich – bringt Ihnen die übliche Conversionsmessung nach der Formel Käufe / Newsletterversendung (oder Zugänge SEO oder Kontakte Adwordsanzeigen …) = Conversion keine verwertbaren Aussagen, da immer 1:n-Realationen bestehen.

Der Klassiker

In jeder Webanalyse ist er zu finden: Der Klassiker der Scheinaussage. 10.000 Klicks über SEA generiert und hieraus 300 Käufe. Unser Conversion beträgt 3%. Wir haben keine Probleme. Hätten wir nur 50 Käufe, hätten wir ein SEA-Problem. Richtig? Nein.

Schauen wir uns die beiden Fälle an. 10.000 Session werden generiert, aber 7.000 springen sofort wieder ab.  Aus den verbleibenden 3.000 Sessions werden aber 300 konvertiert. Ergo sind die Produkte attraktiv, Präsentation und die Bestellprozesse funktionieren sehr gut. Aber Adwords hat zu hohe Streuverluste.
Im zweiten Bespiel kann es so sein, dass Adwords 10.000 Session erzeugt, und auch 6.000 Besucher bleiben. Die Zahlungsbedingungen sind aber so schlecht, dass kaum ein Kunde dies akzeptieren will.  Ist dann eine Conversion von 0,5% ein Problem der SEA-Kampagnen?

Bemessen Sie die Conversion möglichst am vorhergehenden Schritt der Customer Journey

Anders formuliert lautet die Regel, dass Sie eine sinnvolle (interpretationsfähige) Conversionsmessung nur dann vornehmen können, wenn zwischen Ihrer Kampagne möglichst eine 1.1-Relation vorliegt. Dies erreichen Sie indem Sie die Conversion am vorhergehenden Prozessschritt messen.
Angenommen, Sie haben einen herkömmlichen Kaufprozess, der aus vereinfacht aus Werbeaktion -> Landing -> Warenkorbabschluss besteht, so messen Sie am sinnvollsten die Conversion aus den Landings anstatt aus der Werbeaktion.  Denn in den Daten zwischen Landings und Kauf stecke Ihre sinnvollen conversionsoptimierenden Daten. Ebenso verfahren Sie in der Conversionsbetrachtung zwischen Werbeaktion und bleibenden Besuchern auf der Landingpage. Dann erkennen Sie auch, ob das Conversionsproblem in der Werbeaktion, in der Landingpage oder im Kaufprozess liegt.

Daher lautet meine grundsätzliche Empfehlung bei der Conversionsbetrachtung grundsätzlich die Conversion bereinigt um die Absprünge zu betrachten. Wir messen Googlewerbung ja auch nicht an den Zahlen, die die Werbung nicht erreicht hat. Ebenso unsinnig ist es eine Conversion danach zu beurteilen, welche Leute sich grundsätzlich nicht mit dem Thema oder Produkt befassen wollen (Absprünge).

Wenn Sie so vorgehen, so haben Sie nicht eine Conversionszahl, sondern mehrere. Zum Beispiel die Conversion 1, die das Conversionsziel bleibende Besucher auf Landeseite misst. Ergo eine Conversion 2, die Ihnen die Umwandlung von bleibenden Besuchern hin zum Kaufabschluss misst. Im Bedarfsfall müssen Sie Ihre Conversionen filigraner auslegen, wenn Sie die Vermutung haben, dass Produktinformationen, Check out etc. Probleme haben. Auf diese Weise bekommen Sie ein simples aber ausreichend informatives Reporting, das Ihre spezifischen Schwächen aufzeigt.

Wenn Sie dann zu Conversionsvergleichen gefragt werden können Sie elegant antworten: In Ihrem Verständnis wäre die Conversionsrate mit 0,75% als sehr bescheiden an zu sehen.  Aber die Umwandlungsrate zwischen Landings und Warenkorbabschluss liegen bei 8%, so dass wir mit unserem Shop sehr zufrieden sind und auch zuversichtlich sind die Streuverluste in den Anzeigen zu verbessern.

Contentmarketing. Um diese Dinge geht es?

Contentmarketing ist seit 5 Jahren in aller Munde. Trotzdem scheiden sich die Geister darüber, was es konkret bedeutet. Klar ist, dass Marketing nie inhaltslos sein kann.  Ist dann jedes Marketing gleichzeitig Contentmarketing? Wenn nein, was ist prägend für diesen Marketingzweig.?

Nie war die Botschaft so wertlos wie heute!

Medienflut

Ein Blick auf das Grundproblem heutigen Marketings bringt uns einen Schritt näher. Konsumenten werden mit Verkaufswerbung geflutet. Geschossen wird aus allen Rohren auf allen Kanälen. Diesen Zustand hat Onlinemarketing mit mehr Reichweite zum günstigen Preis zusätzlich angeheizt. Experten schätzen, dass allein in Deutschland  über 700 Milliarden E-Mails im Jahr versendet werden. Etwa 80 Prozent sind Spam-Mails, die die Empfänger weder gewünscht noch angefordert haben. Das Ergebnis dieser Overloads sind: Sinkende Öffnungsraten, sinkende Conversionen, sinkende Newsletterabos, Bannerblindheit, Adblocker. Diese Überladung ist leicht messbar: Lesen Sie von 20 Seiten Ihres Prospekts nur 2 Seiten, so waren 90% überladenen, nutzlose Infos. Mehr als 98% der heutigen 10stündigen Berieselung wird von den Forschern als überladen betrachtet (Ionos:Informationsüberflutung). Die Wirtschaftswoche brachte es auf den Punkt: „Nie war die Botschaft so wertlos wie heute.

Mit Blick in mein Mailpostfach, so sind es tatsächlich vielleicht 2-3% der Mailings, die ich mir wirklich näher ansehe. Ist es bei Ihnen auch so? In der Regel sind es solche, die mich über neue Studien, bewährte Ansätze, best practises informieren. Im Kern solche Themen, die mich interessieren, die Lösungen versprechen, vielleicht auch mal Unterhaltsames mitteilen. Und damit sind wir im Nukleus von Contentmarketing als Alternative zur massenhaften Kauf-mich-Werbung, indem die Zielgruppe mit hochwertigen, interessanten Themen abgeholt wird.

AIDA gilt noch immer

„Interessant sein“, ist hier das Stichwort. Die Marketingregel AIDA ( Attention – Interest – Desire – Action) beginnt damit die Aufmerksamkeit zu wecken und das Interesse herzustellen. Aufmerksamkeit kann Holzhammer-Kommunikation bedeuteten, muss es aber nicht. Aufmerksamkeit wird auf viele Wege geweckt, auch durch Sympathie, Empathie, gleicher Betroffenheit, Expertise, Glaubhaftigkeit, Vertrauen, Persistenz, Präsenz, Anerkennung Dritter, Routiniertheit, Professionalität, Exklusivität … und vieles mehr.

Werbung ist heutzutage allein wegen der Informationsflut schon rein rechnerisch ein intensiver Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit ist deshalb so entscheidend, da sie der Türöffner in nachfolgende Schritte des Kauftunnels ist. Selbst vom spendabelsten Verbraucher müssen Sie zuerst Aufmerksamkeit und Interesse gewinnen, bevor Sie ihm etwas verkaufen können.

Direktverkauf ist kein Ziel

Contentmarketing ist hier die stilleren Alternativen, jenseits der immerwährenden kauf-mich-Tiraden. Das Ziel ist hier nicht direkt zum Kauf zu führen, aber Contentmarketing ist zwingend auch zielorientiert. Nur Inhalte streuen, um diffuse Sympathien zu wecken, reicht nicht. Alle Aktivitäten müssen einen klaren Bezug zum Ziel haben. Sie brauchen ein Prüfsystem, dass jede Aktivität neu hinterfrägt: Wie erhöht diese Maßnahme zusätzliches das Interesse an unserer Firma und an unseren Produkten. Da wir auch in Contentmarketing überwiegen von Onlinemarketing reden, hinterlegen Sie diese Frage mit klaren Erfolgsmesszahlen dieser Frage. Interesse können Sie messen mit Response, Reaktionen auf Postings, Weiterempfehlungen, Teilnehmerzahlen an Hausmessen, Anforderungen von Testeinsätzen, Downloads von Whitepapers, Einladungen zu Fachvorträgen, Zitationen Ihrer Studien und Beiträge, Anmeldungen im geschützten Contentbereich usw. Daher kann man in gewisser Weise Contentmarketing auch als eine strukturierte Vorstufe des Produktmarketings betrachten.

Die nachfolgende Graphik veranschaulicht dies am Beispiel der Customer Journey.

Die Unterscheidung Produktmarketing und Contentmarketing findet man häufig.

Produktmarketing Contentmarketing
Das Produkt steht im Fokus. Die Reputation, die Mitarbeiter, die Grund-
sätze, das Engagement, das Vertrauen,
die Begeisterung stehen im Fokus.
Das Problemlösungs-
versprechen wird kommuniziert.
Das Problem, die Anforderungen und
Lösungsansätze stehen im Vordergrund.
Die Botschaften werden gepusht. Es werden Pull-Informationen angeboten.
Macht Leistungsversprechen. Beweist die Leistungsversprechen.

Diese Betrachtung ist praktikabel. Faktisch ist Contentmarketing aber breiter angelegt, je nachdem welche Strategie verfolgt wird. Contentmarketing stellt sich im Rahmen von HR-Strategien anders dar als im Rahmen von Marken-Strategie und anders im Rahmen von Selling-Strategien.

Grundlage aller Aktivitäten im Contentmarketing ist immer, was die Aufmerksamkeit der Zielgruppe auf sich zieht. Klassisch sind dies: akute Probleme und Themen der Zielgruppen, Themen über die die Branche spricht, Branchen-Studien, Marktentwicklung, neue Marktteilnehmer, gute Mitarbeiter gewinnen und Vieles mehr. Aufmerksamkeit gewinnen heißt, sich intensiv mit den Zielgruppen und deren Interessen wie Lebensart zu befassen. Aus diesem Grund werden Käufer-Persona-Konzepte (lesen Sie mehr hierzu)  in einem Atemzug mit Contentmarketing genannt. Je präziser, umfassender und tiefgehender Ihr Musterkunde Ihnen bekannt ist desto besser sind die Voraussetzungen für Ihr Contentmarketing.

Die ersten Schritte …

im Contentmarketing beginnen mit einer Content Inventarisierung. Content ist viel mehr als nur Ihrer Texte. Bilder, Links, Metadescriptions, Seitentitel, Keywords, Infographiken, Prüflisten, Piktogramme, Seitenaufrufe  … zahlen ebenso hierzu. Meist werden mit Hilfe von Robots diese Contentelemente automatisiert und strukturiert in Tabellen erfasst. Dieses Inventar muss anschließend in einem Audit bewertet werden. Was ist nützlich, was ist kann aufpoliert werden, was ist überflüssig oder gar schädlich. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass guter Content immer nur neuer Content ist. Ein Blick auf externe und interne Suchanfragen hilft oft mehr, die Themen und Interessen festzustellen als eingeflogene Redaktionskonzepte. Keine Frage ist es, dass Contentmarketing die Königsdisziplin in der Marketingkommunikation darstellt. Die Effekte sind ähnlich und nachhaltig wie ein guter Markenaufbau:Ihr Renommee wächst.

  • Die Preissensibilität Ihrer Kunden sinkt.
  • Die Loyalität Ihrer Kunden und Mitarbeiter steigt.
  • Indirekte Werbeeffekte über Mundpropaganda, PR etc. steigen
  • In 5 Jahren wird Contentmarketing deshalb so selbstverständlich sein wie Markenmarketing

Strategie: Nutzen Sie die „unwirksamen“ 50% Ihres Budgets

Abschließend verführe ich Sie zu einem Gedankenexperiment. Henry Ford wird der legendäre Satz nachgesagt, dass nur die Hälfte seiner Werbung wirke. Belassen Sie die 50% Ihres Werbeetats in den Aktivitäten von deren Wirksamkeit Sie wirklich überzeugt sind. Verwenden Sie dann die anderen 50% des Budgets das nicht wirksam ist, um systematisch ein professionelles Contentmarketing aufzubauen. Wenn Ihnen dies zu riskant erscheint: Bedenken Sie, dass überhaupt nur 2% Ihres Budgets es in die Aufmerksamkeit Ihrer Zielgruppe schafft.

Wollen Sie mehr zu Contentmarketing wissen. Brauchen Sie eine spezifische Beratung? Fehlt es Ihnen an einer Strategie oder einen Einstieg? Nehmen Sie Kontakt auf, ich unterstütze Sie professionell und gerne.

Warum Sie ihre Markenstrategie und Markenführung mehrdimensional angehen müssen!

Konsequente Markenführung: Stiefkinder im Buchhandel und bei Verlagen

„Es gibt Verleger, die die Markendiskussion schlichtweg für unsinnig halten. […] Dass es in der Buchbranche nur wenige Marken gibt, hängt mit der Verlagspolitik der vergangenen Jahre zusammen.“ (Vgl. Baumgarth: Markenpolitik im Mediensektor (2004), S. 6 f ). Zugegeben seit 2004 hat sich einiges geändert. Die Diskussion wird meist nicht mehr für unsinnig gehalten. Aber haben klare Markenstrategien und Umsetzungen tatsächlich Einzug in der Medienbranche gehalten?

Strukturelle Anfälligkeiten

Die Frage ist aus der Praxis leicht beantwortet. Es gibt ein paar vielzitierte Paradepferde – wie G&U oder Ravensburger. Aber in der Regel fällt die Bewertung schon bei wenigen Aspekten schlecht aus. So findet man häufig Aktionismus  „Wir verpassen und jetzt mal einen neuen Markenauftritt“ ebenso wie Verbohrtheit: „Was sich hunderte Jahre bewährt hat kann ja nicht so schlecht sein. Wer eine konsistente Beziehung zwischen der Farbwelt der Produkte und jeweiligen Markenwelt sucht, erlebt meist eine überraschende Selbstständigkeit der Vielfalt. Selbst 15 parallele Varianten des „einzigartigen Markenlogos“ sind nicht selten. Machen Sie selbst Tests. Der Buchhandel hebt sich davon auch nicht ab. Dabei haben die Meisten den Wert von Markenbildung längst erkannt:

  • Marken fördern die Kaufentscheidung
  • Marken fördern die Kundenbindung
  • Marken sind krisenresistenter
  • Marken fördern die Mitarbeiteridentifikation

Warum tun sich Buchhandel und Verlage mit stringenter Markenbildung so schwer?

Besonders schlecht fällt die Markenanalyse aus, wenn eine ganzheitliche Messlatte angelegt wird. Die Medienwirtschaft ist eine besondere Branche. Hier sind die Herausforderungen in Bezug auf Marke ziemlich hoch. Hauptgrund ist die  Heterogenität, die Konkurrenzen zwischen Markenfeldern erzeugt. Die innere Dynamik spielt eine wichtige Rolle: Eine Branche der Kreativität und der Selbstdarstellung widersetzt sich der Konformität der Marke. Viele Verlage sind alte Familienunternehmen. Die langjährig gewachsenen Strukturen hemmen die Innovationskraft und den Veränderungswillen. Die Tektur des Marktes hat sich gravierend geändert. Aufkäufe von anderen Unternehmen bilden ein Konglomerat, in dem keines seine ursprüngliche Identität verlieren will. Dies gilt auch vertikal: Die Markennamen der großen Buchhandelsorganisationen konkurrieren vielfach mit lokal eingeführten Marken der Filialen. Besonders im Fachbuchhandel. In vielen Fällen produziert der Spagat von Buchhandel und Verlag, parallel in einem Unternehmen, eine sich widersprechende Außenkommunikation. Und Letztlich: Marke darf nichts kosten, denn sie bringt keinen direkten Umsatz.

Marke ist mehr als neues Briefpapier, Farbe und Signet

Es ist die Medienwelt wie auch das Markenmanagement selbst, das die Sache so kompliziert macht.  Genauer gesagt: die Vielschichtigkeit. Es geht nicht ausschließlich darum das Unternehmen als starke Marke auszubauen und konsistent zu führen. In Wirklichkeit muss sich jeder Verlag und jeder Buchhändler fragen: Was ist in meinem Geschäftsmodell eine Marke?

Autoren …
sind häufig weit bekannter als der Verlag selbst und Kunde wie Buchhändler orientieren Ihre Kaufentscheidung hieran.

Reihen …
Der Brockhaus stand lange Zeit für „gereihtes Wissen“ an sich. Nach wie vor sprechen aber Reihen mit ihren wahrgenommenen Attributen als Marke für sich, seien es die gelben Reclam Heftchen oder eine „Beck´sche Reihe“.

Bücher, Buchtitel oder Produkte …
Palandt, Schönfelder, Lexikon des Lohnbüros … Alles starke Marken, die sich allein schon über den Titel verkaufen.

Leitgedanken, Programmatik, Charakter …
Auch diese können eigene Markenausstrahlung haben. Als Bespiele können hier die die simplify-Produkte genannt werden.

Zeitschriften und andere Periodika …
Ob Apothekenumschau, NJW oder Handelsblatt … Diese Periodika sind wichtige Marken, insbesondere auch für die Zielgruppe der Anzeigenkunden. Denn Periodika stehen in der Regel für eine fest umrissene Zielgruppe und damit Erreichbarkeit.

Internetportale, Cross-Media …
Längst bestehen auch bestimmte Medienformate als starke Marke: Spiegel-online, Chip.de, bild.de, focus.de … Diese Cross-Media-Markenführung birgt in sich völlig neue Herausforderungen. So können online die Nutzer solche sein, die niemals das parallele Printprodukt erwerben würden, um nur einen Aspekt zu nennen.

Serviceangebote …
Auch spezielle Services (etwa Abonnementverwaltungen etc. können sich als unverwechselbare Marken darstellen. Denken Sie nur an Amazon „Prime“.

Verlage; Buchhandlungen ….
Es wurde schon erwähnt, dass die Markenführung des Unternehmens selbst, wenn es sich aus ehemals verschiedenen Unternehmen zusammensetzt, eine besondere Herausforderungen darstellt. Oftmals weniger inhaltlicher Art, sondern wegen Hindernissen aus Traditionsgründen, Profilierungsängsten, gewollten Eigenlebens usw.

Medienkonzerne, Buchhandelsgruppen …
Was außerhalb in Non-Medienbereich als Dachmarkenstrategie gut funktioniert (siehe Henkel, VW, Nestle) scheint im Medienbereich selten zu gelingen. Viel zu stark werden die Dachmarken hier von Submarken überlagert. Verlage mit angeschlossenen Buchhandlungen verhaften in Ihrem Markenverständnis als Verlag und wundern sich als Buchhändler schwach mit der Marke zu sein.

Markenstrategie ohne Zielgruppe?

Vergessen Sie dies. Jede Markenstrategie und Markenführung steht und fällt mit der Zielgruppendefinition. Eine Marke wirkt nur in der Zielgruppe. Die Zielgruppe besitzt das verbindende Merkmal, das die Marke für diese besonders interessant macht. Markenführung bedeutet in dieser Gruppe ein bleibendes Bild zu erzeugen. Zu beobachten ist, dass hier häufig die gröbsten Fehler gemacht werden. Grundsätzlich haben Verlage und Buchhandlungen mindestens drei Zielgruppen in der Markenstrategie abzudecken:

Die Endkunden
Dies ist trivial und komplex zugleich. Denn wer ist die Zielgruppe einer Verlagsmarke, die von Jura bis Germanistik alles abdeckt? Wer ist die Zielgruppe eine Onlinebuchhandlung mit 16 Mio. Titel im Sortiment? Eine unterbliebene Differenzierung  zwischen Zielgruppen, Verlagsmarke, Produktmarke usw.  führt zu gravierenden Fehlern. Sie wird häuftig eine Verlagsmarkenstrategie nur unter dem Aspekt der Produktmarken geführt

Die Buchhändler versus die Verlage
Natürlich ist die Verlagsmarke wichtig für Buchhändler und Buchhändlermarken wichtig für Verlage. Aspekte, die in der Markenführung gerne übersehen werden, da Marke nur mit Fokus auf die Endkundenmärkte gesehen werden.

Die Anzeigenkunden
Häufig kommt diese Zielgruppe  allenfalls einzelproduktbezogen vor, aber nicht als Teil einer Gesamtmarkenstrategie. Dies kann ein Fehler sein, da z.B. gewisse Services oder Kommunikationen hierdurch gar nicht abgedeckt werden können. Ferner wird die Chance vergeben, über Markenabfärbungen Mehrwerte zu erzeugen.

Zusammenfassung

Wirksame und erfolgreiche Markenstrategien und Markenführungen findet man im Buchhandel und bei Verlagen selten. Häufig besteht diese nur in Teilaspekten, denn in der Medienwelt treten die Markenthemen in sehr unterschiedlichen Konstellationen und Ebenen auf. Esg wird die Markenführung dann nur reduziert betrachtet oder verschiedenen Aspekte der Marke werden zu einem Gemenge vermischt. Dies führt zu unklarer Markenausstrahlung und geht zu Lasten einer Markenschärfung. Vergessen wird häufig auch eine Markendifferenzierung auf die Kernzielgruppen Kunde, Vertriebspartner und Anzeigenkunde vor zu nehmen.

Ich kann meinen Kunden nur empfehlen auf der Basis dieser vorgestellten Matrix eine Markeninventarisierung vor zu nehmen. Nur so könne Sie erkennen, ob Sie Ihre Markenführung ganzheitlich betreiben oder nachbessern müssen. Gerne unterstütze ich Sie bei Ihren Markenthemen. Nehmen Sie mit mir hier Kontakt auf.

Die passende Web-Agentur finden?

Eine Web-Agentur finden ist schnell passiert. Aber welche ist die Richtige für Sie? Oder gehen Sie davon aus, dass jede Agentur die richtige sein kann. Mit „passend“ ist die notwendige Passung zwischen der Möglichkeiten der Agentur und Ihren Notwendigkeiten gemeint. Die nachfolgenden Fragen sollen Ihnen die Wahl erleichtern.

 

Soll die Agentur Sie umfassend betreuen?

Je umfassender eine Web-Agentur Sie betreut, desto größer muss das Potential der Agentur sein. Dies betrifft jetzt nicht nur die Themen die Sie aktuell im Visier haben. Die Fluktuationsquoten bei Agenturen sind sehr hoch. Ist die Spezialistendecke zu dünn, so besteht für Sie die Gefahr, dass die angebotene Leistung vorübergehend oder dauerhaft einbrechen kann.

Mein Tipp: Sehen Sie sich auch die Stellenangebote und Bewertungen der Agentur als Arbeitsgeber an

 

Streben sie einen Know How Transfer an?

Natürlich will jede Web-Agentur Sie als Kunden möglich langfristig halten. Nicht jede Agentur unterstützt dabei den Know How Transfer und verfolgt dann eine Strategie „sich nicht in die Karten schauen zu lassen“. Kommunizieren Sie in jedem Fall offen Ihren Wunsch nach Know How Transfer. Web-Agenturen, die dies unterstützen, werden ihnen sogar Workshops, Webinare, Foren, Newsletter, Videos, Trainings usw. hierzu aktiv anbieten. Ggf. fragen Sie konkret danach.

Brauchen Sie einen Problemlöser für einen Spezialbereich?

In der Regel sich herfür die breit aufgestellten Agenturen nicht geeignet. Dennoch haben viele breit aufgestellte Web-Agenturen Spezialthemen, mit denen sie sich intensiv befassen oder kooperieren hier mit Spezialisten. Spezialisten erkennen Sie daran, dass sich diese regelmäßig in Foren über Themen austauschen, Whitepapers anbieten oder in Büchern bzw. Zeitschriften oder bei Fachveranstaltungen schreiben. Finden Sie hierzu Informationen im Web oder auf der Homepage? Tauchen Mitarbeiter als Autoren auf? Lassen Sie diese Fragen nicht offen.

Erforderlich Ihrerseits in bei solchen Aufträgen eine glasklare Problembeschreiben und eine messbare Zielvorgabe. „Wir wollen mehr Fans über Facebook gewinnen“ ist keine Zielvorgabe. Eine Zielvorgabe in diesem Sinne wäre: „Es sollen bis zum Ende nächsten Jahres 12.000 Studenten in Deutschland als Facebook-Fan unserer Seite gewonnen werden.“  Es bleibt Ihrem Verhandlungsgeschick überlassen, wie stark Sie die Zielerreichung von der Vergütung abhängig machen. Lassen Sie keine Interpretationsspielräume übrig, aber schreiben Sie den Spezialisten nicht vor wie diese das Ziel erreichen sollen.

 

Soll die Web-Agentur nur Ergebnisse abliefern?

Im einfachsten Fall geben Sie der Agentur eine klare Zielvorgabe und diese soll Ergebnisse liefern. Meisten erwarten Kunden von Ihren Agenturen jedoch sehr detaillierte Abstimmungen, Leistungsnachweise und Reportings. Kritisch wird es dann sehr schnell, wenn von der Agentur erwartet wird mit eher exotischen Tools zu arbeiten. Stehen solche Themen, z.B. aus Sicherheitsgründen im Raum, oder sind diese sogar ein KO-Kriterium, gehören diese an den Anfang der Kommunikation. Erwarten können Sie, dass die Agentur mit der Google Tools vertraut ist. Darüber hinaus streuen die eingesetzten Werkzeuge schon erheblich. Wenn Sie nicht nur Ergebnisse erwarten, sondern auch eine enge Abstimmung mit Ihrer Werbeplanung oder der  IT in einzelnen Prozessen, so werden Sie ohne Jira oder ähnliche Tools nicht auskommen. Gleiches gilt, wenn die Agentur gleich in Ihr System dokumentieren soll. Jira, Confluence und Ähnliches, die Ihnen dies ermöglichen, sind in den Agenturen deutlich weniger im Einsatz als  bei Entwicklern. Oftmals bleibt hier nur der Weg, das interne Dokumentations- und Entwicklungswerkzeug für externe Agenturen zu öffnen. Aber können Sie dies, ohne einen Security-Aufschrei zu provozieren? Bringen Sie daher diese Themen frühzeitig in Ihren Anforderungskatalog.

Sie vermeiden grobe Mißverständnisse, wenn Sie sich mit diesen Problemstellungen vertraut machen, bevor Sie den Vertrag mit der Web-Agentur unterzeichnen.

Apple Pay kommt – Die Lizenz zum Gelddrucken

Mobile Bezahlung

Online Bezahlen

Im letzten Monat waren die Spekulationen darüber heiß, dass Apple Pay noch im September kommt. Eine heiß ersehnte Neuigkeit für die Fangemeinde, die vorabendlich vor einer Filiale übernachten um das neueste überteuerte iphone zu ergattern? Sicherlich: Die oft kaum nachvollziehbare Markentreue der Apple-Gemeinde wird ein wichtiges Pfund sein, das Apple mit seinem Bezahlsystem in den heiß umkämpften Markt werfen kann. Zugleich kann Apple auch mit den faktischen „Zwangsregistrierungen“ in Apple Store und Co pfunden.

 

Wer braucht denn noch ein Bezahlsystem?

Für das Jahr 2017 hat der Handelsverband Deutschland (HDE) einen Umsatz von fast 493 Milliarden Euro im Einzelhandel prognostiziert. Zwischenzeitlich hat der Einzelhandel seine Terminals mit NFC-Technologie aufgerüstet. Zum Ende des Jahres 2016 konnten nach Erhebung des EHI 60 Prozent der großen Handelsunternehmen in Deutschland kontaktlose Zahlungen annehmen und damit auch NFC-basierte Zahlungen mit dem Mobiltelefon. Zudem prognostizieren die deutschen Mobilfunkanbieter laut der Untersuchung, dass in zwei Jahren mehr als 50 Prozent aller Smartphones im Markt NFC-fähig sein werden.

Was ist NFC?

Es ist ein Standard in der Funkübertrag über sehr kurze Distanzen. Die Buchstaben stehen für Near Field Communication, also Nahübertragung. Die Technik funktioniert berührungslos und nur in einem Abstand von wenigen Zentimetern. Dies erschwert das Abhören durch Zwischenschaltung. Bei engem Kontakt, z.B. im Gedränge, entsteht aber wiederum ein Sicherheitsrisiko.

Wird die Rechnung ohne den Nutzer gemacht?

An diesem riesigen Geschäft wollen selbstverständlich Google, Microsoft und Apple dabei sein. Alle drei können mit einer riesigen (mehr oder minder abgenötigten) Kundendatenbasis punkten. Dies senkt die Eintrittsschwelle in die Nutzung durch die Konsumenten erheblich. Noch besteht eine erhebliche Scheu mit dem Handy zu bezahlen. Eine pwc-Studie zum Thema Mobiles Bezahlen aus 2016 ergab, dass 70% noch nicht Handy dafür einsetzen. Dies verwundert auch nicht: Alle bisherigen Dienste verlangen eine Anmeldung, Zahlender wie Zahlungsempfänger müssen beim Anbieter registriert sein und ein Konto oder eine Kreditkarte registriert haben. Zusätzliche Hürden: Installation der App, Registrierung eines Benutzerkontos, möglicherweise Identitätsnachweis per Post-Ident oder die Übergabe von Kreditkartendaten an einen Anbieter. Es fehlt daher eine komfortable Alternativen zur Zahlung mit Bargeld, Kredit- oder EC-Karte. Und es gibt noch keine Sicherheit, dass Restaurant, Laden oder Transportdienst das gleiche System nutzt.

 

Atttraktivität Bezahlung per Handy

Attraktivität der Bezahlung per Handy lt. Angaben pwc

Was bieten Apple Pay und Co?

Es wäre daher strategisch zu kurz gesprungen, wenn die Anbieter lediglich mobile Zahlfunktionen im Visier hätten, auch wenn die die erste Voraussetzung ist. Bei Apple wurden iphone, ipad, imac wie auch die Apple Watch technologisch hierfür ausgerüstet. Mit der Wallet App und Apple Pay sind Kredit- und Debitkarten, Kunden- oder Bonuskarten direkt auf dem Gerät gespeichert und kommuniziert zur Bezahlung mit dem NFC-Terminal an der Kasse. Die Möglichkeiten gehen aber weiter: Mit einer App für Smartphone-Systeme ist es problemlos möglich, Geld zu überweisen, wie auch als „virtuelles“ Bargeld von Hand zu Hand zu ermöglichen. Auch Schnellregistrierungen, Zugangscodes etc. können damit eingerichtet werden.

Auch Kundenkartensysteme sind im Visier von Apple. Die Kundenkarte teilnehmender Geschäfte können bei Apple Pay in die Wallet hinzugefügt werden und der Kunde sich die Kundenvorteile sichern oder geltend machen. Wallet (früher Passbook) ist ein Programm von Apple, mit dem Gutscheine, Bordkarten und Anderes virtuell gespeichert werden kann. Mit iPhone, iPad und der Apple Watch kann auch online mit Apple Pay bezahlen werden. Apple Pay wird hier – wie z.B. paypal, wenn Ihnen Apple Pay als Zahlungsoption angezeigt.

 

Fazit

Die Verbindung von Online-Bezahlsystemen mit Offline-Bezahlsystemen auf NFC-Basis, wie Apple & Co dies weltweit ausrollen wird dem Markt der Zahlungssysteme erneut kräftig durchrütteln. Kleinere Anbieter werden verschwinden. Händler können bequem das neue Potential nutzen. Dabei machen es Apple und Google min den Konditionen es zusätzlich für Händler attraktiv. Der intelligente Mix schon vorhandener Technologien, angereichert mit komfortabler Nutzerführung, ist das Kerngeschäft von Apple. Insofern ist eine gute Akzeptanz erwartbar. Bereits ein Jahr nach dem Marktstart von Apple Pay wurden im Kreditkartenland USA rund ein Prozent aller Lebensmitteleinkäufe über das Apple-Bezahlsystem abgewickelt werden, Tendenz steigend. In den wichtigsten Märkten ist Apple Pay schon präsent, wie die Übersicht zeigt. In Deutschland behindert die Einführung, wie man hört, nicht die Technologie, sondern die Vielzahl der Banken, mit denen jeweils komplizierte Verträge geschlossen werden müssen.

Länder mit Apple Pay Zahlungsmöglichkeit

www.apple.com/de/ios/feature-availability/

6 Checks für Ihre Personas

Checklisten für die Erhebung von Personadaten gibt es viele im Internet. Ein zusätzlicher „Friedhof“ an Kundendaten wird Ihnen vermutlich nicht viel bringen. Deshalb reduziere ich meine Checkliste auf 6 Grundfragen, die Sie sich im Zusammenhang mit Personas unbedingt stellen sollten.

 

Personas Checken

  1. Ist Ihre Organisation willig und fähig mit Persona-Konzepten zu arbeiten? 

    Die Umstellung der Zielgruppen auf Personas ist nicht jedermanns Sache. Bei solchen Projekten muss die Leitung dahinterstehen. Es ist ein Change-Prozess, der Sichtweisen und Methoden ändert. Wenn Sie Persona-Konzepte nur als Fingerübung für die Dokumentation sehen, wäre der investierte Aufwand Ressourcenvergeudung. Die Personas müssen schließlich letztlich in den Köpfen der Organisation lebendig verankert sein. Sie sind präsent in allen Meetings zu Kundenthemen. Sie zieren die Wände Ihrer Flure. Sie sind Teil Ihrer Firma, denn Ihre Fragen der Weiterentwicklung beantworten die Personas.

  2. Welchen Persona-Typ wollen Sie in Ihrer Business-Strategie ansprechen?

    Soweit sie eine Imagestrategie oder Markenimagestrategie verfolgen, spielen Influencer-Personas eine wesentliche Rolle, die Sie von Buyer-Personas abgrenzen sollten. In der Regel sollen Ihre Personas Ihre potentiellen Käufer widerspiegeln. Auch brauchen Sie unterschiedliche Personas je nach Entscheider-/Verwendersituation. Der Entscheidungsprozess für Käufe verläuft bei alltäglichen Konsumerprodukten anders als beim Kauf von Fachliteratur für das Studium. Reine Einkaufsbeschaffung setzt Kaufkriterien anders als eine strategische Einkaufspolitik der Unternehmensleitung. Definieren Sie also Ihre Personas auf der Basis Ihrer Rolle im Entscheidungsprozess. Beispiele: Lehrer, die entscheiden, welche Arbeitshefte eingesetzt werden. Manager, die im Qualitätssicherungsprozess darauf bestehen, dass nur zertifizierte Zulieferer mit ausgezeichnetem Qualitätsmanagement in Frage kommen. Beschaffer, die auf Beschaffungskomfort wert legen usw.

  3. Was weiß Ihr Unternehmen über seine Kunden? 

    Persona-Erstellung beginnt mit der Analyse der Kundendatenbanken. Welche Übereinstimmungen lassen sich zwischen Personen feststellen? Welche schwierigen und leichten Kundentypen kennt Ihr Serviceteam. Welche Gruppen meint Ihr Außendienst leicht oder nur schwer überzeugen zu können. Welche Profile liefert die Webanalyse der Kundenbewegungen. Welche Umfragen und Marktforschungen gibt es hierzu im Unternehmen. Meist steckt im Unternehmen viel mehr Wissen über die Kundentypen als man gemeinhin annimmt.

  4. Prüfen Sie, welche externen Quellen Ihre gefundenen Cluster anreichern.

    Milieustudien, amtliche Statistiken, aber auch Tools, wie z. B. Google Trends, können Ihnen helfen, Cluster anzureichern. Wichtig ist, dass Sie eben nicht die Außenseiterpersonas zu Grunde legen, sondern die Persona den Mainstream ihres Clusters verkörpert. Die Persona muss repräsentativ sein. Dehnen Sie auch Ihre Persona auf Gruppen aus, die so ähnlich ticken. Dies verschafft Ihnen die Möglichkeit sich neue Käufergruppen zu erschließen. Architekten, Ärzte und Rechtsanwälte sind zwar inhaltlich auf ganz verschiedenen Bereichen unterwegs, aber in der Rolle der Kanzlei-, Architektenbüro- oder Praxisführung doch in ähnlichen Problemlagen. Dies kann ein Ansatz sein, die Zielgruppe auszudehnen.

  5. Beschreiben Sie Personas so präzise wie möglich.

    Je plastischer sich das Bild formt, umso praktikabler wird Ihre Persona. Schließlich ist es nicht unwesentlich, ob Ihre Persona geschieden mit 4 Kindern ist oder Single und verlobter. Vergessen Sie also neben Foto, Alter, Geschlecht, Beruf etc. nicht Vereinsmitgliedschaften, Hobbies, Wohnort, Milieueinstellung.

  6. Was bewegt Ihre Personas?

    Analysieren und definieren Sie die Entscheidungs- und Motivationslagen, denn auf diese müssen Sie letztendlich Lösungen und Hilfen anbieten und kommunizieren. So gehört auch das nächste Berufsziel, die Erreichbarkeit, der Stressfaktor, das Know-How, die Verantwortung, die Hilfsmittel, der Fortbildungsdruck oder gesellschaftliche Druck zu Ihrer Persona.

Benötigen Sie Hilfe und Beratung für Ihr Persona-Konzept? Nehmen Sie bitte mit mir Kontakt auf. Ich biete Ihnen eine professionelle Unterstützung.

 

 

Personas: Ihr Marketingfundament

 

PersonaWie Sie mit Personas ihren Marketingerfolg auf ein gesichertes Fundament bringen.

Was sind Personas?

Das Persona-Konzept ersetzt in vielen Bereichen des Marketings-, insbesondere in den Konzepten des Content- und Produktmarketings, die klassische Zielgruppendefinition. Während Zielgruppen wie –„unsere Zielgruppe sind Studenten“ relativ grobklotzig sind, sollen Personas ein konkretes Bild der Person erzeugen. „Das ist Martin, Single, er ist 23 und studiert im letzten Semester Jura. Sein Ziel ist es, im ersten Staatsexamen die 13-Punkte-Grenze zu überspringen. Er will in die Big Five der internationalen Großkanzleien. Schmuddellook geht gar nicht. Marke muss schon sein usw….“

Sie merken sehr schnell wie sich in Ihrem Kopf plastisch die Person formt. Genau dies ist der Effekt, auf den die Persona-Konzepte zielen. Es entsteht ein Bild als würde die Persona neben Ihnen wohnen und sie diese schon seit Jahren kennen.  Was sind seine nächsten Karriereziele? Was können Sie ihm hierzu anbieten? Wie stark ist er innen- oder außengesteuert? Haben Sie mal die richtigen Persona identifiziert und in der Praxis getestet, dann erschließen sich zur Hälfte Ihre Zielgruppenstrategien. Voraussetzung: Sie haben charakteristische Personas und keine Stereotypen gewählt.

Stereotypen sind vereinfacht nichts anderes als vorurteilsfreie Vorstellungen von Personengruppen. Sintis leben in Wohnwagen. Studenten haben kein Geld. Frauen lieben Rosemarie Pilcher Romane.

Dr. Artmann Consulting Tipp: Lassen Sie die Finger von Stereotype. Die bringen Sie auf die falsche Fährte. Starbucks wäre pleite, wenn diese darauf gesetzt hätten, dass Studenten kein Geld haben.

Es ist aber gar nicht so einfach, den Zielgruppen ein Gesicht zu geben. Mit einer Check-Liste oder einem Fragebogen kommen Sie hier strukturiert weiter.

Dr. Artmann Consulting Tipp: Lassen Sie sich bei der Check-Listenerstellung oder beim Fragebogen Zeit oder ggf. beraten, damit es nicht zu unpraktikablen Personas kommt. Gute Personas zu entwickeln und zu erproben ist zeitraubend. Oftmals versanden hier wohlgemeinte Initiativen im Tagesgeschäft.

Mehr zu Checklisten Personas erfahren Sie im zweiten Teil dieses Betrags.

Sehr häufig werden Personas als „Zielgruppe plus Bauchgefühl“ definiert. Ich rate Ihnen davon ab. Zielgruppe ist zwar grundsätzlich ok, aber meist äußerst unscharf für ein Produkt und die Marketingkommunikation. Die Methode, „ich kenne jemanden, der zu der Zielgruppe passt“,  stützt die Repräsentativität nicht zusätzlich.

Es geht bei der Persona einerseits um Individualität aber zugleich um Repräsentationt. Ein Widerspruch? Nein, wie ich meine. Beides lässt sich verbinden, indem man sich dem Gedanken annähert, dass die verkörperte Persona Repräsentativität ausstrahlt.

Dr. Artmann Consulting Tipp: Wählen Sie die konkrete Persona so, dass Sie davon überzeugt sind, dass diese stellvertretend für die gesamte Gruppe ist. D. h., die Mitglieder der Gruppe würden diesen Typen wie sich selbst sehen, ihn bewundern oder als Vorbild sehen. Wenn Ihr Cluster innerhalb der  Zielgruppe so sein will, wie Ihre Persona oder sich von ihr repräsentiert sieht, dann haben Sie alles richtig gemacht.

Personas zu definieren ist also eine zentral wichtige Marketinginvestition. Um diese Marketinginvestition abzusichern, müssen Sie wissen, auf welche Grundlagen Ihr Consumer eine Kauf- oder Nutzerentscheidung trifft. Ein Unternehmensleiter trifft Entscheidungen auf anderer Grundlage als ein Spontankäufer. Sie müssen also exakt aus den Userdaten die Kaufprozesse analysieren und aus diesen die damit verbundenen Entscheidungskriterien extrahieren. Dabei dürfen Sie die Entscheidungs-Barrieren nicht außer Acht lassen. Ihr Angebot kann noch so attraktiv sein, wenn es nur mit Kreditkarte beziehbar ist, schneiden Sie z.B. eine breite Käufergruppe ab, die keine Kreditkarten haben.

Dr. Artmann Consulting Tipp: Kennen Sie die Nutzungs- und Kaufbarrieren? Einen ersten Hinweis liefern Ihnen die Absprungstatistiken Ihres Analytic-Tools. Ist Ihnen dies zu kryptisch? Fragen Sie die User mittels einem Umfragetool und dem Einsatz von Javascript. So kommen Sie leicht zu erstklassigen Aussagen.

Im nächsten Kapitel informiere ich Sie über strukturierte Profilingmethoden, mit denen Sie zu hervorragenden Personas gelangen. Bleiben Sie am Ball.